Ich frage mich ob ein Tweet, auch wenn er gehässig oder rassistisch sein sollte, ausreichend sein kannum die wirtschaftliche Existenz eines Menschen zu zerstören. Sollte der Verfasser tatsächlich ein Rassist sein könnte ich dem ja noch folgen. Dann wäre der Tweet lediglich ein Indiz für seine Einstellung und ihm würde auf Grund seiner falschen Einstellung gekündigt werden (was man auch schon kritisch hinterfragen könnte). Sollte er aber kein Rassist sein, würde ich eine solche Reaktionen für völlig überzogen halten.

Ich verstehe schon, dass Unternehmen und Vereine auf ihr Image achten müssen, ich halte aber Loyalität zu Mitarbeitern, die einen Fehler gemacht haben auch für einen Wert. Wenn wir anfangen Menschen wegen des äußeren Scheins den sie unter Umständen bewirkt haben zu vernichten, geht das weit über Gesinnungsterror hinaus und führt in eine unbarmherzige und unmenschliche Gesellschaft. Fehler verzeihen zu können ist etwas ur-christliches und ur-menschliches und zeichnet tolerante und offene Gesellschaften gegenüber totalitären aus. Diese Qualität sollten wir nicht einer falsch verstandenen political correctness opfern. Unmenschlichkeit kann und darf niemals political correct sein.

Im Übrigen halte ich das öffentliche Bloßstellen von Personen auf Basis ihrer privaten Tweets nicht für richtig. Auch wenn wir das Verhalten einer Person persönlich missbilligen sollten wir diese nicht an den Pranger stellen. Diese Denunziation, ohne der betreffenden Person die Möglichkeit einer Rechtfertigung zu geben, ist reine Lynchjustiz. Darüber hinaus wurde der Pranger, als Strafe aus gutem Grund abgeschafft. Das Ergötzen an Fehlern anderer und die gehässige Verächtlich-Machung von Mitbürgern ist unmenschlich und schadet daher auch der Gesellschaft. Auch Verbrecher haben ein Recht auf Bestrafung, die ihre Würde als Mensch nicht verletzt.

Der ganze Fall von der Denunziation über die öffentliche Verurteilung widerspricht, unabhängig von der Person Lehmanns, den Grundprinzipien einer humanistischen Gesellschaft. Daher sind in meinen Augen jene die sich jetzt vielleicht ob ihrer politisch korrekten Reaktion auf die Schulter klopfen und als Gutmenschen abfeiern lassen jene die einer intoleranten und unmenschlichen Gesellschaft den Weg bereiten die ich zu tiefst ablehne.

Eine intolerante, unmenschliche Gesellschaft, die die Würde des Menschen nicht achtet kann nicht unser Ziel sein. Natürlich trifft diese Beschreibung auch auf den Rassismus zu. Aug um Aug und Zahn um Zahn ist aber weder christlich noch zielführend. Der Schlachtruf der Links-Extremen Antifa „Keine Toleranz gegenüber Intoleranten“ ist daher falsch und widerspricht unserer demokratischen Grundordnung. Jeder, und ich meine wirklich jeder, hat das Recht auf die Wahrung seiner Menschenwürde und die Achtung seiner Grundrechte. Niemand darf für vogelfrei erklärt und seiner bürgerlichen Rechte beraubt werden.

Jeder der nicht wieder in mittelalterliche Verhältnisse zurückfallen möchte und sich dem Humanismus verpflichtet fühlt sollte den Rassismus verurteilen aber nicht den Rassisten. Menschen die mit gutem Beispiel vorangehen machen eine Gesellschaft besser nicht jene die mit unbarmherzigem Hass anders-denkende verfolgen. Hass überzeugt nicht und ohne Überzeugung kann eine Gesellschaft nicht bestehen.

https://www.msn.com/de-at/sport/other/lehmann-ist-diverse-posten-nach-quotenschwarzer-text-los/ar-BB1gnlso?ocid=msedgdhp