Tempora mutantur!

In meiner Jugend demonstrierten junge Leute gegen rechten Staatsterrorismus.
Heute demonstrieren alte weisse Männer gegen linken Staatsterrorismus.

Das zeigt einrucksvoll dass Meinungsfreiheit, Versammllungsfreiheit und Demonstrationsfreiheit hohe Güter sind, da es mitunter schnell passieren kann dass man sich auf der anderen Seite der Strassenabsperrung wieder findet.

Es zeigt auch dass Demokratie vom Wettbewerb der Ideen lebt und es absolut falsch ist wenn bestimmte Gruppen versuchen den Staat zu kapern um ihre Anliegen zu einem Anliegen des Staates zu machen.

Demokratie besteht nicht darin die Anliegen der Mehrheit zum Gesetz zu erheben. Eine Demokratie muss den Wettbewerb individueller Lebensentwürfe zulassen und freie Entscheidungen bezüglich persönlicher Lebensentwürfe respektieren.

Individualismus nicht Kollektivismus ist das Wesen einer Demokratie.

Es ist ein trauriges Zeichen unserer Zeit, dass nach 200 Jähriger Erfolgsgeschichte der Demokratie deren Grundlagen nicht bekannt sind und verteidigt werden müssen.

Die in unserer Verfassung verankerten Grund- und Freiheitsrechte gehören jedenfalls zu diesen Grundlagen und müssen um jeden Preiss erhalten bleiben.



Unsere Demokratie wird angegriffen

Jede Demokratie beruht auf der fundamentalen Feststellung, dass alle Bürger gleichermaßen mit Vernunft begabt sind, dass Ihnen die gleichen Rechte zukommen und sie daher gleichermaßen zur Mitgestaltung berechtigt sind. Diese Feststellung ist die Grundlage für ein allgemeines und gleiches Wahlrecht was der Kern jeder demokratischen Verfassung ist.

So heißt es gleich zu Beginn der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung: „We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.”

In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO heißt es in Art 1 und 2: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen. Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.“

Nun ist aber klar, dass nicht alle Menschen tatsächlich gleichermaßen mit Vernunft begabt sind und die gleichen Voraussetzungen mitbringen um sich gleichwertig in die Diskussion um die Gestaltung unserer Gesellschaft einbringen zu können. Das war natürlich auch den Verfassern dieser Texte bewusst. Die Feststellung, dass alle Menschen gleich geschaffen wurden ist daher keine naturwissenschaftliche Erkenntnis, sondern eine juristische Fiktion, die essentiell für die Begründung gleicher Rechte und folglich für eine Demokratie ist.

Wer diese Fiktion zur Diskussion stellt, greift daher direkt die wesentlichste Grundlage einer demokratischen Gesellschaft an. Daher sind alle Bewegungen die Ungleichheiten zwischen den Menschen für politisch relevant halten Feinde der Demokratie. Dass trifft auf

– den Sozialismus, der Arbeitnehmer den Arbeitgebern als strukturell unterlegen ansehen,

– den Feminismus, der Frauen als strukturell benachteiligt sieht und

– die Black-Lives-Matter-Bewegung mit ihrer Critical Race Theorie, die „People of Color“ als strukturell diskriminiert ansieht zu.

Der Fehler dieser Bewegungen liegt dabei nicht darin Benachteiligungen bestimmter Bevölkerungsgruppen zu identifizieren, sondern darin diese als politisch relevant zu postulieren.

Darüber hinaus ist jede Politik die darauf abzielt Chancengleichheit herzustellen undemokratisch, da jeder dieser politischen Initiativen die Feststellung zu Grunde liegt, dass bestimmte Menschen dem Grund nach unterschiedlich sind. Eine solche Feststellung widerspricht aber dem Postulat “that all men are created equal“.

Unsere Demokratie ist in Gefahr

In jüngster Zeit erinnert mich die politische Situation in den sogenannten westlichen Demokratien immer wieder an das Drama „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch.

In Mitten der demokratischen Gesellschaften Europas gibt es politische Kräfte, die Opportunismus und Defätismus predigen und damit die Solidarität innerhalb der freiheitlichen Wertegemeinschaft zu untergaben versuchen.

Diese Kräfte sind nicht eindeutig einem bestimmten politischen Lager zuzurechnen und sind auch nicht auf die Ränder der Gesellschaft beschränkt, sondern finden ihren Platz in allen Schichten der Gesellschaft.

Es sind jene, die uns weiß machen wollen, dass Waffenlieferungen an die Ukraine lediglich den Krieg verlängern würden, da die Ukraine ohnedies keine Chance gegen die übermächtige russische Armee hätte. Und obwohl diese Behauptung bereits durch die Erfolge der ukrainischen Armee bei der Verteidigung Kiews, der Rückeroberung der Schlangeninsel und der Befreiung Charkows widerlegt wurde, versuchen diese Kräfte weiterhin mit scheinheiligen Friedensappellen, die Verteidigungsanstrengungen der Ukraine und die Resilienz demokratischer Staaten gegenüber totalitären Regimen zu sabotieren, indem sie Gebietsabtretungen das Wort reden und erklären dass Aggressoren nur mit Zugeständnissen befriedet werden können.

Es sind jene, die uns weiß machen wollen, dass Leute die sich nicht mit einem Impfstoff, der gar nicht gegen Ansteckung schützt, impfen lassen, die Pandemie verlängern und dass lediglich der totale Stillstand jeglichen gesellschaftlichen Lebens Schutz gegen einen übermächtigen Virus bieten würde. Und obwohl diese Behauptungen bereits durch zahlreiche Studien und Erfahrungen in außereuropäischen Ländern widerlegt sind, versuchen diese Kräfte weiterhin mit scheinheiligen Aufrufen zur Solidarität, die Resilienz der Bürgergesellschaft gegenüber totalitären Regimen zu sabotieren indem sie Grundrechtseinschränkungen das Wort reden und erklären, dass Solidarität Ausgrenzung erfordert.

Es sind jene, die uns weiß machen wollen, dass Reiche, Armut verursachen, und dass es nur in einer egalitären Gesellschaft eine Chance auf gesellschaftlichen Frieden gibt. Und obwohl die Geschichte gezeigt hat, dass der Abbau von Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen, die Liberalisierung von Gewerbeordnungen und ständischen Beschränkungen, die Liberalisierung von Märkten und die Reduktion von Steuern und anderen wirtschaftlichen Hemmnissen zu wirtschaftlicher Prosperität und zu mehr Wohlstand für alle, auch jene die wirtschaftlich benachteiligt sind, führt, versuchen diese Kräfte weiterhin mit scheinheiligen Appellen zur Solidarität, die Resilienz offener Wirtschaften gegenüber staatlichen Eingriffen zu sabotieren indem Sie Steuererhöhungen und Marktregulierungen das Wort reden und erklären dass die Umverteilung von Einkommen und Vermögen zu einer besseren Gesellschaft führt.

Es liegt an jenen, die in einer freiheitlich demokratischen Gesellschaft leben wollen und deren Vorzüge genießen wollen, diese gegen jene Kräfte, die diese sabotieren wollen, zu verteidigen und deren Scheinheiligkeit und böse Absicht bloß zu stellen und nicht wie Biedermann in Max Frischs Drama jener Minderheit, die von einem totalitären System profitieren würde, das politische Feld zu überlassen.

Demokratie ist nicht selbstverständlich

Charlie Chaplin in „Der Grosse Diktator“ 1940 – ein großartiges Bekenntnis zu Humanismus und Demokratie.

https://www.youtube.com/watch?v=xY9_rA2RSsE

Unglaublich wie aktuell diese Rede noch immer ist. Vor 75 Jahren wussten die Menschen noch, dass man sich Freiheit immer aufs neue erstreiten muss und das Trägheit unfrei macht.

Die letzten 75 Jahre Wohlstand ohne Krieg haben uns aber glauben gemacht, dass nicht wir für unsere Freiheit verantwortlich sind sondern dass der (Sozial-) Staat für unsere Freiheit garantiert. Wir wollen es daher nicht wahrhaben, wenn genau dieser Staat, der uns bisher so gut versorgt und für Wohlstand und Frieden gesorgt hat, unsere Freiheit bedroht. Wir wollen nicht in die Pflicht genommen werden, wir sind bequem geworden, ja wir sind Sklaven unseres Wohlstands geworden, materiell und intellektuell.

Daher suchen wir nach Ausreden und behaupten das Recht auf Gesundheit und Leben hat absolute Priorität und steht daher über dem Recht auf Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Das ist aber falsch.

Schäuble einer der ganz grossen Christ-Demokraten unserer Zeit hat unlängst ganz richtig gesagt: „ Zuerst kommt die Würde des Menschen, dann die Rechtsstaatlichkeit und dann erst das Recht auf Leben“ Allein die Anerkennung der Würde des Individuums und seiner persönlichen Freiheit garantiert Menschenrechte und schützt vor totalitären Regimen. Allein die Rechtsstaatlichkeit schützt vor Willkür und garantiert Gerechtigkeit. Ohne diesen zwei Grundvoraussetzungen der Demokratie ist der Schutz des Lebens wertlos, das haben uns der Nationalsozialismus, der Kommunismus und die sogenannten Gottesstaaten gezeigt.

Was Recht ist bestimme ich

Es ist klar dass die rund 300 Identitäre, die mit Ihrer angeblich friedlichen Demonstration darauf aufmerksam machen wollten, dass sie angeblich zu einer verfolgten Minderheit geworden sind, denen zunehmend ihre bürgerlichen Rechte streitig gemacht werden, eine Gefahr darstellen.

Die konsequent auftretenden Gegendemonstranten, die ihre Anliegen rein zufällig am gleichen Tag kundtun wollen und die unnötigerweise von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet wurden, stellen hingegen keine Gefahr dar, sondern sind die kampferprobten Verteidiger unserer Demokratie, die richtiger Weise dafür sorgen, dass nur jene demonstrieren können, die eine mehrheitsfähige Meinung vertreten.

Das Ende der Politik der Vernunft

Es scheint als ginge die Zeit technokratischer Regierungen, die die Gesellschaften unabhängig vom Couleur vorwärts gebracht haben zu Ende. Es kündigt sich eine Zeit moralisierender ideologisch gefestigter Politiker an, bei denen zu befürchten ist, dass sie außer einer Spaltung der Gesellschaft keinen Fortschritt bringen werden.

Jenen Politikern und deren Anhängern entgegen zu treten ist schwierig, da es diesen Politikern nicht um ökonomischen oder kulturellen Fortschritt geht sondern nur um die Durchsetzung ihrer Moralvorstellungen. Das eint sie mit dem Iran, den Taliban und dem IS. Für diese ist auch die 100%ige Durchsetzung der Sharia der angestrebte Erfolg der alle anderen sozioökonomischen Verluste rechtfertigt.

Ursache des Erstarken dieser Kräfte sind die gewaltigen und unübersichtlichen Kräfte des raschen technologischen Wandels und der Globalisierung. Auf die damit einhergehenden Probleme, haben unsere Politiker entweder mangels Kompetenz und Einfluss keine Antworten oder aber deren Antworten werden von der Bevölkerung auf Grund deren Komplexität nicht mehr verstanden.

Das führt dazu dass sich die politische Diskussion auf die allgemein verständlichen, wenn auch schwierig zu lösenden, Fragen der Moral verlagert.

Der Staat muss demokratischer und nachhaltiger werden.

Der Staat gibt 51 Mrd für die ältesten 25% der Bevölkerung und lediglich 17 Mrd für die jüngsten 25% der Bevölkerung aus. Das hängt auch damit zusammen, das 75% der jüngsten Bevölkerung nicht wahlberechtigt ist. Höchste Zeit dies zu ändern um Österreich zukunftsfit zu machen.

Kinder sind Staatsbürger und Steuerzahler. Ihnen das Wahlrecht vorzuenthalten widerspricht sowohl dem im Gleichheitsgebot verankerten Altersdiskriminierungsgebot als auch dem Grundsatz „Wer Steuern zahlt soll auch mitbestimmen dürfen“.

Natürlich macht es keinen Sinn wenn Unmündige ihr Wahlrecht persönlich ausüben. Es ist aber nicht einzusehen warum Kinder bei der Ausübung Ihres Wahlrechts nicht von Ihren Eltern vertreten werden können sollten.

Ein Wahlrecht der Kinder würde ihren berechtigten Interessen in der Politik mehr Gehör verschaffen und vielleicht insgesamt für eine zukunftsweisendere und nachhaltigere Politik sorgen.

Darüber hinaus sind auch alle Altersbeschränkungen im passiven Wahlrecht aufzuheben. Diese sind nicht nur eine Diskriminierung jener, die sich nicht zur Wahl stellen dürfen sondern bedeuten auch eine unzumutbare Bevormundung jener, die die von der Wahl ausgeschlossenen nicht wählen dürfen.

Das Wesen einer Demokratie

In der politischen Realität werden viele Staatswesen als Demokratie bezeichnet, die ganz unterschiedlich organisiert sind. Dies trifft umso mehr zu, je weiter man in die Geschichte zurückblickt.

Demokratie bedeutet „Herrschaft des Volkes“ und in den Anfängen bezog sich das tatsächlich auf die Exekutive. Die Herrscher wurden durch das Volk bestimmt und kamen aus dem Volk. Dh sowohl das aktive als auch das passive Wahlrecht kam grundsätzlich allen Bürgern zu.

Dabei darf nicht übersehen werden, dass nie alle Einwohner eines Staates Bürgerrechte hatten und, dass auch nie alle Bürger tatsächlich wahlberechtigt waren. Es gab und gibt zahlreiche Gründe für die Einschränkung des Wahlrechts: Sklaven, Personen ohne Staatsbürgerschaft, Angehörige die nicht einer bestimmten ethnischen, rassischen oder religiösen Gruppe angehören, Leute ohne festen Wohnsitz, Strafgefangene, Verurteilte, Angehörige bestimmter Berufe, Frauen, Minderjährige, Arme, geistig oder physisch Kranke, Alte und Gebrechliche, Leute die kein Grundstück besitzen, Leute die keine Steuern bezahlen. Viele dieser Gründe sind im Lauf der Geschichte weggefallen, einige bestehen in vielen Demokratien heute noch.

Ursprünglich wurden Wahlen auch nicht immer durch Stimmabgabe durchgeführt, vielfach wurde eine Wahlentscheidung durch Los herbeigeführt. Bei Stimmengleichheit gilt auch heute noch in vielen Demokratien der Losentscheid als Ultima Ratio.

Erst im 17 Jahrhundert, als sich die Idee einer rechtsstaatlichen Verwaltung zu verbreiten begann (Habeas Corpus Akte 1671) verlagerte sich die Idee der Volkssouveränität von der Exekutive auf die Legislative und die Wahl der Parlamente rückte in den Fokus des Demokratieverständnisses. Die Exekutive war zu dieser Zeit fest in monarchischer Hand.

Erst im 18 Jahrhundert kam mit Montesquieu (De l’esprit des lois, Vom Geist der Gesetze 1748) die Idee der Gewaltentrennung auf, die ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen einer freiheitlichen Demokratie und einer Volksdiktatur ist. Die Idee war, dass das Volk als oberster Souverän die Gesetze beschließt, die die Exekutive als lediglich ausführendes Organ vollzieht und über deren Einhaltung die Judikative als von der Legislative und der Exekutive unabhängige Macht wacht.

Durch die Überwindung der konstitutionellen Monarchie in vielen Staaten ist das Prinzip der Gewaltentrennung, durch den Verlust des Antagonismus einer monarchisch dominierten Exekutive und eines demokratisch gewählten Parlaments unter Druck gekommen. Insbesondere dort wo die Regierung vom Parlament gewählt wird, oder durch das parlamentarische Recht die Regierung durch Misstrauensantrag zu stürzen, vom Parlament abhängig ist, muss man feststellen, dass eine Gewaltentrennung eigentlich nicht mehr vorhanden ist.

Dem Prinzip der Gewaltentrennung wird daher noch am ehesten in präsidialen Demokratien entsprochen, wo die Exekutive und die Legislative in zwei unterschiedlichen, von einander unabhängigen Wahlgängen gewählt werden.

Allerdings haben sich in den fast allen modernen Demokratien Parteien etabliert, die danach trachten die gesamte Macht im Staat in ihrer Hand zu vereinen. Daher kommt es auch in präsidialen Demokratien oftmals zur einer faktischen Vereinigung der Macht, wenn der Regierungschef der gleichen Partei angehört, die die Mehrheit der Abgeordneten im Parlament stellt.

Der aus Sicht der Gewaltentrennung schädlichen Macht der Parteien kann noch am ehesten dadurch entgegengewirkt werden, in dem die Wahlen nicht in Form eines Listenwahlrechts sondern als Persönlichkeitswahl mit grundsätzlich unabhängigen Abgeordneten organisiert werden.

Dass viele Demokratien ihre Legislative in zwei Kammern organisieren, hat weder mit Gewaltentrennung noch mit Demokratie etwas zu tun. Im Gegenteil, die zweite Kammer führt in vielen Fällen dazu, dass der Wille des Volkes wie er in der ersten Kammer repräsentiert ist nicht zum Durchbruch kommt.

Die Organisation einer unabhängigen Justiz ist in einer Demokratie schwierig. Ursprünglich hat sich die Forderung nach einer unabhängigen Justiz nur auf das Strafrecht bezogen und zwar in dem Sinn, dass die Justiz von der Strafverfolgungsbehörde als Teil der Exekutive unabhängig sein soll. Die Einrichtung von Geschworenengerichten per Losentscheid, war aus dieser Sicht sicherlich eine gute Lösung.

Mittlerweile ergibt sich jedoch das Problem, dass unser Rechtswesen viel differenzierter und man muss zugestehen, leider auch komplizierter geworden ist, so dass die Idee, dass rechtliche Laien über oftmals komplexe juristische Sachverhalte entscheiden sollen, als nicht mehr die beste angesehen wird.

Spätestens mit der Etablierung von Verfassungsgerichtshöfen ergibt sich aber auch die Notwendigkeit einer Unabhängigkeit der Gerichtsbarkeit von der Legislative. Die Nominierung von Höchstrichtern durch das Parlament ist daher als äußerts problematisch einzustufen.

Eine Wahl durch das Volk erscheint auch problematisch, da der Zugriff der Parteien auf die Kandidaten, als auch die Abhängigkeit der Kandidaten von den Wählern bzw. bestimmten Wählergruppen zumindest den in der öffentlichen Wahrnehmung wichtigen Anschein der Unparteilichkeit nachhaltig zerstören würde.

Ein Mischverfahren aus Kooptierung und Losentscheid könnte hier einen Ausweg bieten.

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil einer freiheitlichen Demokratie ist die Anerkennung von Menschen- und Grundrechten in die der Staat, auch nicht per Mehrheitsentscheid, eingreifen darf. Dieser Schutz des Individuums vor der Macht bzw. der Willkür des Volkes ist wesentlich zur Verhinderung einer Volksdiktatur. Diese Abzusichern ist jedoch schwierig, als zumindest eine Mehrheit per Volksabstimmung immer eine Änderung dieser Rechte herbeizuführen vermag. Einen gewissen Schutz bieten hier aber zwischenstattliche oder multinationale Verträge sowie internationale und supranationale Institutionen die über die Einhaltung dieser Rechte wachen. Die unmittelbare innerstaatliche Durchsetzung dieses Schutzes bleibt aber oftmals schwierig. Dennoch hat hier die Einrichtung internationaler Gerichtshöfe viel bewirkt und zum Schutz der Menschen vor staatlicher Willkür aber auch vor staatlich legitimierter Gewalt, beigetragen.

Auf Österreich bezogen muss leider festgestellt werden, dass unsere Verfassung etliche Demokratiedefizite aufweist.

Die Regierung ist per Misstrauensantrag vom Parlament abhängig, daher stellt immer das Lager, das über die Mehrheit der Abgeordneten verfügt auch die Regierung. Darüber hinaus werden auch die Richter des Verfassungsgerichtshofes vom Parlament bestimmt. Damit ist alle Gewalt in der Hand des Parlaments konzentriert.

Da die Abgeordneten zum Parlament per Listenwahlrecht gewählt werden, liegt die eigentliche Macht in den Händen der Parteien. Dazu kommt, dass die Parteien durch die staatliche Parteienförderung abgesichert, von den Wählern unabhängig agieren können und vom Volk unabhängige Machtbiotope darstellen. Da die Listenplätze in aller Regel per Kooptierung vergeben werden ist der Machterhalt der dominanten Gruppe innerhalb einer Partei meist langfristig abgesichert.

Für Personen mit neuen Ideen ist es daher nicht allein ausreichend, dass sie die Unterstützung der Wähler haben, sie müssen auch den mühsamen Weg des Marsches durch die Parteiinstitutionen auf sich nehmen.

Auf die USA bezogen kann festgestellt werden, dass diese, bei allen bestehenden Schwächen wesentlich demokratischer organisiert sind. Hilfreich war dabei sicherlich, dass sich die USA nicht aus einer Monarchie entwickeln musste. Dabei ist insbesondere die gewichtige Rolle die die zweite Kammer im Kräfteverhältnis der Mächte spielt interessant.

Die Regierung ist zwar auch per Misstrauensantrag vom Parlament abhängig, dieser erfordert aber eine Zweidrittelmehrheit in der zweiten Kammer.

Die Richter zum Obersten Gerichtshof werden zwar vom Präsidenten nominiert erfordern aber eine Mehrheit in der zweiten Kammer.

Natürlich kann auch dieses System nicht verhindern, dass die Macht des Präsidenten, des Parlamentes und des Gerichtshofes in der Hand einer der zwei dominierenden Parteien vereinigt wird.

Allerdings gibt es kein Listenwahlrecht und die Parteien sind finanziell und damit auch politisch von den Wählern abhängig. Das Argument, dass, dadurch Leuten mit viel Geld ein größer politischer Einfluss zukommt, ist zwar richtig, allerdings darf auch nicht übersehen werden, dass Klein- und Kleinstspenden, den größeren Teil der Parteienfinanzierung ausmachen.